Wenn aus Not ein großer Traum entsteht

Katharina und Torsten Mannke wollen vor Christi Himmelfahrt ihr „Café am alten Bahnhof“ eröffnen – Schönwalder schon sehr gespannt

Schönwalde gehört zu den Dörfern mit einem besonderen Zusammengehörigkeitsgefühl. Das haben Katharina und Torsten Mannke intuitiv erkannt, obwohl sie erst seit 2016 im Ort wohnen. Beide rackern derzeit für ihren Traum. Die Rede ist vom neuen „Café im alten Bahnhof“. Eigentlich war alles wohl sortiert und auf eine lange Zukunft ausgerichtet. Das Berliner Ehepaar bewohnte in Rosenthal ein Pachtgrundstück, fühlte sich dort gemütlich aufgehoben und wäre möglicherweise nie auf die Idee gekommen, grundsätzlich Neues anzupacken.

Doch mit einem Brief änderte sich schlagartig die Situation. Der Verpächter teilte zum Frühling 2016 lapidar mit, die Mannkes mögen – weil Eigenbedarf bestehe – innerhalb von sechs Monaten das Grundstück freiziehen. »Wir waren richtig im Keller mit unseren Nerven, der Schlag traf uns völlig unvorbereitet«, erinnern sich beide nur ungern an diese Zeit. Ihre Arbeitssachen verraten, Katharina und Torsten Mannke sind nicht die Typen, die sich kampflos in ein Schicksal fügen. Zudem sitzen sie als Schönwalder inmitten einer schier unübersichtlichen Baustelle, die idealerweise in gut sechs Wochen als „Café im alten Bahnhof“ den Charme entfaltet, den sich beide so sehnlichst erhoffen.

Es war ein glücklicher Umstand, der das Paar 2016 in den stark sanierungsbedürftigen Bahnhof an der alten Stammstrecke der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) führte. »Ich hatte bei der NEB ein Lager angemietet und hörte dann, dieser Bahnhof soll langfristig verpachtet werden«, schildert Torsten Mannke, der sich als gelernter Koch und Hotelfachmann schon vor Jahrzehnten auf erlesene Spirituosen spezialisierte. Jahrelang stand er als Barkeeper hinter verschiedenen Tresen. Ob Single Malt Whiskey, Gin oder Rum, er kennt so ziemlich alle Sorten und weiß unterhaltsam und kenntnisreich zu berichten. Aus diesem Grund verbringt er mehrfach im Jahr seine Arbeitstage im Kaufhaus des Westens (KDW) oder anderen Gourmet-tempeln, um dort den Kunden erlesene Whiskeys der Marken Aberlour, Jameson oder Chivas Regal oder auch den berühmten kubanischen Rum vorzustellen.

Doch zurück zum Schönwalder Bahnhof, der bei der ersten Besichtigung ziemlich ehrlich sein Gesicht offenbarte. »Das Gebäude war zum Teil entkernt, statt eines Fußbodens gab es beispielsweise märkischen Sand«, heißt es dazu. Es brauchte eine gewisse Fantasie, um sich die gealterten Reste des früheren „Restaurant zur Heidekrautbahn“ im neuen Gewand vorzustellen. Aber daran mangelt es glücklicherweise nicht. »Ich verwirkliche hier meinen Traum mit einem Café, das an Omas gute Stube erinnern wird«, schwärmt Katharina Mannke. Sie steht als bekennende Küchenfee zu ihrer Leidenschaft. »Ich mag es besonders, wenn die Küche nach frischem Kuchen und ausgesuchten Snacks duftet.« Dazu werde dann das besondere Flair des Cafés passen. Von alten Möbeln, einer Standuhr und verschiedenen Zeitungen ist die Rede. »Unsere Gäste sollen sich wie zuhause fühlen«, freut sich die ziemlich aufgeregte Chefin.

Dass bis dahin noch Etliches zu tun bleibt, verrät die Baustelle. Im ehemaligen Saal des früheren Restaurants sollen einmal 25 Gäste einen Sitzplatz finden. Noch bestimmen aber eine Baurüstung, kahle Wände und viele Werkzeuge das Geschehen. »Immerhin, wir bauen doch schon wieder auf«, frotzelt Torsten Mannke und verweist auf die sichtbaren Balken im Raum. Sie wurden frisch aufgearbeitet und gebeizt, garantiert ein Blickfang. Die Schönwalder haben längst neugierig reingeschaut. Die Ortsvorsteherin Maria Brandt lud die beiden spontan zum Neujahrsempfang ein. Und die Feuerwehrleute fragten an, ob sie denn bald ihre Jahresversammlung im Café abhalten könnten. Doch das wird schon aus Platzgründen nicht gehen. Obwohl, wenn das Café rechtzeitig im Mai vor Christi Himmelfahrt eröffnet, sollte auf der Terrasse viel Platz für Wanderer, Touristen und Einheimische sein.

Artikel erschienen in „Märkische Oderzeitung Bernau“